METAL HEART

(MTM/SPV)

Zwei weitestgehend progressiv angehauchte Instrumentalalben gingen bereits auf das Konto des französischen Gitarristen Bruno Vesque – und dabei belässt es vorerst auch. Zusammen mit dem Sänger Jerome Cazard simuliert er nun die Band The Silence, die mit ihrem Debüt Utopia zwar sicherlich noch nicht ihr gesamtes Potenzial auszuschöpfen in der Lage war, sich in diesem Jahr aber als eine der ersten ganz großen Überraschungen der Metal- AOR- und Hard Rock-Anhängerschaft vorstellt. Das ausgeprägte Zusammenspiel von weiten Keyboardteppichen und der bis ins Detail ausgetüftelten Gitarrenarbeit erinnert nicht selten an die fränkischen Perfektionisten Frontline; und auch von einem gehaltvollen Europe-Einschlag kann sich das Multiinstrumental-Duo nicht freimachen. Mit Sänger Jerome Cazard ist Bruno Vesque ein ausdrucksstarker Sänger ins Netz gegangen, der in den höheren Tonlagen mal Michael Kiske (Helloween) und dann wieder Timo Kotipelto (Stratovarius) zum verwechseln ähnlich klingt. Die Melodien klingen reif und besitzen schöne Spannungsbögen; und wenn bei Songs wie Why Not Today oder Against The Wind die Gitarren härter und die Doublebass schneller wird, preschen die Franzosen merklich in Progressive Metal- und Stratovarius-Gefilde vor. Moderne Soundspielereien à la Ayreon (Stichwort: Actual Fantasy) finden sich ebenfalls an den richtigen Stellen und in den richtigen Dosen (No Life On Planet Earth); von musikalischem Einheitsbrei ist keine Spur. Der Song, der die gesamte musikalische Spannweite dieser interessanten Band am besten repräsentiert, ist das epische Consolation: im Zuge von sechs Minuten werden sämtliche Sonata Articas dieser Welt zum Nachsitzen zurück in die Songschule geschickt. Auf Utopia haben sich zwei Musiker gefunden, die auf atmosphärische und bemerkenswerte Weise die Interessen von AOR-, Metal- und Prog-Anhängern miteinander vereinen. Fällt das nächste Album etwas einheitlicher, und die Produktion weniger hallastig und dafür ein ganzes Stück frontaler aus, finden wir uns bei der Bewertung schnell in weit höheren Bereichen wieder. Klasse!

8,0 Punkte

Daniel Böhm